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Seine Ankündigung, mit Härte gegen Drogenkartelle und die grassierende Gewalt im Land vorzugehen, hat die Wählerschaft offenbar überzeugt: Der amtierende Präsident Daniel Noboa ist als Sieger aus der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Ecuador hervorgegangen, wie die Wahlbehörde am Sonntag (Ortszeit) bekanntgab. Nach Auszählung von 94 Prozent der Stimmzettel lag Noboa mit 56 Prozent der Stimmen demnach uneinholbar vor seiner linksgerichteten Rivalin Luisa González. Die Anwältin, die 44 Prozent der Stimmen erhielt, erklärte, sie erkenne das Ergebnis der Wahl nicht an.
Der 37-jährige Noboa sprach nach der Wahl von einem "historischen Sieg". Es gebe "keinen Zweifel daran", wer gewonnen habe, sagte er vor jubelnden Anhängern. In dem Onlinedienst X bedankte er sich schon direkt nach der Schließung der Wahllokale bei seinen Unterstützern: "Vielen Dank an alle Ecuadorianer, die mutig zur Wahl gegangen sind. Heute wird ein großartiger Tag", versprach er.
"Ich weigere mich zu glauben, dass die Menschen Lügen der Wahrheit vorziehen", sagte González und forderte eine Neuauszählung der Stimmen. Sie sprach von einem "groteskesten Wahlbetrug", ohne zunächst Beweise für ihre Behauptungen zu liefern.
In der ersten Wahlrunde am 9. Februar hatte Noboa nur knapp vor González gelegen, sodass eine Stichwahl nötig wurde. Der Präsident zweifelte die Ergebnisse an und sprach von Wählern, die von bewaffneten Gruppen bedroht worden seien. Wahlbeobachter der EU verzeichneten nach eigenen Angaben keine Unregelmäßigkeiten bei der ersten Runde der Wahl.
Das kleine, ehemals als relativ sicher geltende Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren unter Noboas Regierung zu einer Drehscheibe des internationalen Drogenhandels entwickelt. Kartelle und Banden kämpfen um Reviere und um Schmuggelrouten, über die Kokain und andere Drogen aus den Nachbarländern Kolumbien und Peru nach Europa, Australien und in die USA gelangen.
Die Wiederherstellung der Sicherheit war im Wahlkampf - neben der Wirtschaftskrise - vorherrschendes Thema gewesen. Noboa versprach, mit Härte gegen die Drogenkartelle und die Gewalt in dem südamerikanischen Land vorzugehen.
Unmittelbar vor der Wahl hatte Noboa in der Hauptstadt Quito, in sieben Provinzen und in allen Gefängnissen des Landes den Ausnahmezustand verhängt. Kurz zuvor hatte er die USA um Unterstützung im Kampf gegen den Drogenhandel gebeten und sich vor diesem Hintergrund "offen" für US-Militärstützpunkte in Ecuador gezeigt.
Noboa ist ein millionenschwerer Unternehmer und mit seinen 37 Jahren einer der jüngsten Präsidenten der Welt. Die 47-jährige González hat Anhänger vor allem in ärmeren Gesellschaftsschichten und in ihrer Heimatregion an der Pazifikküste. Sie wird von dem im Exil lebenden, aber immer noch einflussreichen linksgerichteten Ex-Präsidenten Rafael Correa unterstützt. Er war wegen Korruption zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie
Genau diese Verbindung zu Correa könnte González die Wahl gekostet haben, schätzen Beobachter. "Es gibt eine starke Anti-Correa-Haltung" bei manchen Wählern, erklärt die Politologin der Universität der Amerikas, Ruth Hidalgo. González und ihrer Partei sei es nicht gelungen, diese Verbindung zu überwinden.
N.Lo--ThChM